seelenschreiben
dem schicksal in die schnauze hauen
einfach so
immer weiter auf die fresse
bis die handknöchel bluten und dann
weiter immer weiter
nicht aufhören
jeden schlag hat es verdient
und es ist mir egal
was andere sagen
ob die sonne aufgeht
oder irgendwo ein sack reis umfällt
26.04.2017
seelenschreiben II
die wut ist gewichen
das warum ist bereits
ein wenig verblasst
und doch spannt es sich
immer mal wieder
über den traurigen himmel
der dann blasen wirft
und die netzhaut belegt
bis das herz krampft
antwort gibt er nicht
30.04.2017
seelenschreiben III
noch hängt die sonne
hinter einem bleichen kleid
die tauben auf dem dach
gurren zweisamkeit
und ahnen längst den glanz
der wärmend ihr gefieder
streifen wird
die morgenwelt liegt still -
so sorglos
als wüsste sie nichts
von der anderen seite
dort - wo gerade
tausend himmel einstürzen
06.05.2017
seelenschreiben IV
man hadert mit der welt
mit diesem einen gott,
dem schicksal und ach –
auch mit sich selbst
ungerecht und die wiesos
und warums und weshalbs
geben sich minütlich
die klinke in die hand –
keine atempause
machtlosigkeit frisst
sich durch die adern
das herz weint –
so weh so weh
27.05.2017
abschied
auf tausenden wegen zusammen
tausende horizonte mit dir
tausendfach gelacht, geweint
und auch gestritten
auf tausenden wegen allein
tausend horizonte ohne dich
tausendfach mit anderen gelacht, geweint
und auch gestritten
und doch – immer herznah
wenn auch auf getrennten Wegen
vor anderen horizonten
vor einem anderen mond
unter anderen sternen
dein letzter weg
wieder zusammen
vor einem horizont
vor einer untergehenden sonne
die dich mitnahm -
hinter den regenbogen
dort, wo die kleine schon wartet
und wohin ich dir eines fernen tages folgen werde
16.06.2017
seelenschreiben V
alte lieder
legten einen mantel
um das wehe herz
und worte
gleichwohl sie oft gesprochen
pflanzten trost hinein
mag sein, du kirche du
erreichst nicht viele mehr
in der modernen zeit
dein alter stein
hat meine wunden
heut gekühlt
ein bisschen nur
und doch so viel
für mich
23.07.2017
besuch (unverhofft)
es sind diese kleinen momente
fernab des alltags
und doch mittendrin
die unsere tränen
in erinnerungen wandeln
die sich so vertraut anfühlen
und auf seltsame art
fröhlich stimmen
weil da ein mensch ist,
der mitfühlt, sich miterinnert
mit uns zusammen weint -
einfach nur da ist
uns zeigt, dass auch andere
nicht vergessen
danke
(30.10.2017)
(16.06.2018)
Rotdorn II
Wir haben zwei Rotdornbäume gepflanzt.
Ich kann sie von meinem Fenster aus sehn.
Als Kind hab ich unterm Rotdorn getanzt,
Und manches Liebe ist da geschehn.
Jetzt haben wir für uns Rotdorn gepflanzt.
Von meinem Fenster aus kann ich ihn sehn.
Ich kann es nicht sein, der unter ihm tanzt.
Und auch das Liebe wird andren geschehn.
©Eva Strittmatter
rotdorn
noch junger wuchs, doch hör ich schon ein raunen
ein wispern, leises lachen, lässt mich staunen
sanft gleiten worte aus den grünen blättern
die hoch in den gestreiften himmel klettern
mein wehes herz mit zärtlichkeit umfassen
schau ihnen nach und doch kann ichs nicht lassen -
dem reigen tränenschwer zu folgen
©Perdita Klimeck