Randerscheinung

Hartbeton kratzt am Horizont

 

Monotoniegewirktes hängt mutlos

 

hinter blinden Scheiben.

 

Graukreise, aufgereiht wie Perlen

 

fangen ihn ein,

 

den Stoff aus dem die Träume sind.

 

Über allem hängt schweigend

 

der bittere Geruch Resignation.

 

 

 

Und zwischen gelben Säcken

 

spielt ein Kind.


hafen

kräne säumen den rand

 

stahlköpfe, die ihr haupt neigen

 

manchmal, für dich

 

oder die dirne dort hinten im wagen

 

 

 

container leuchten schmutz

 

in blau und gelb

 

wie reifer weizen, denkst du

 

und erinnerst dich an den duft

 

ihrer schenkel im kornblumenblau

 

 

 

träum nicht seemann

 

lass die alten lieder frei

 

das meer erzählt andere geschichten

 

nicht deine

 


immer schon

tagträume pulsen über das pflaster

 

hängen in mauerritzen

 

längst vergangen und doch

 

immer wieder neu erfunden

 

 

 

chick lit im herzen der mädchen

 

 

 

und die hitze der nacht

 

trägt blüten aus lust

 

 

 

wie eh und je

 


nacht(schwärmer)

müde kreist der tag um autolichter

 

menschen werden aus dem kaufhaus ausgegossen

 

der verkehr wird langsam etwas dichter

 

das bürogebäude links wird abgeschlossen

 

 

aktentaschen klemmen zwischen armen

 

unter stöckelschuhen seufzt der asphalt lieder

 

neonlichter zeigen kein erbarmen

 

einsamkeiten spiegeln sich in ihnen wieder

 

 

langsam leeren sich die grauen straßen

 

in den kneipen sorgt das bier für illusionen

 

bettler, die vorhin an ecken saßen -

 

ausgestoßene auf schlafplatzsuchmissionen

 

 

herrchen dreht mit hund noch eine runde

 

hinter fenstern pulsen blaue fernsehsender

 

schläge künden dumpf die geisterstunde

 

ein kaputtes damenrad lehnt am geländer

 

 

 aus dem stadtpark hört man katzen keifen

 

an der haltestelle küssen sich zwei frauen

 

vor der roten ampel quietschen reifen

 

träg hebt eine eule leicht die augenbrauen

 

 

nebelschwaden wandern durch den regen

 

aus der schwärze sinkt das dröhnen von motoren

 

äste die sich leicht im wind bewegen

 

irgendwo wird unter schmerz ein kind geboren

 

 

und die nacht taucht ein in zwischenzeiten

 

hinter träumen liegt das leid der welt verborgen

 

während manche noch durch diese gleiten

 

dämmert über dächern schon der neue morgen


chickenwings

kornfelder leuchten

 

im abendrot

 

fledermäuse ahnen

 

bereits die nacht

 

 

am horizont konturen

 

grauer legosteine

 

über blinden scheiben

 

pulst grelles licht

 

von milch und honig

 

 

und das leben

 

kotzt den überfluss

 

auf den asphalt


stadt im regen

der sonnenmaler

 

hat seine pinsel eingepackt

 

nur hie und da erinnert noch

 

ein tupfen rot und gelb

 

an seine meisterwerke

 

sie leuchten aus dem graugemisch

 

wie tausendjährig sterne

 

die doch schon längst

 

erloschen sind

 

 

ein schwarzer schirm

 

begegnet mir

 

ein hut in braun

 

tief in die stirn gezogen

 

in einer pfütze spiegelt sich

 

die kirchturmspitze

 

und kunterbunte gummistiefel

 

springen lachend

 

dem regen ins gesicht


Die Einsamkeit der anderen

Fade Lebendigkeit erfüllt den Raum

 

und legt sich wie ein bleiern Tuch

 

über das Thekengeschwader

 

müder Großstadtaugen.

 

Drink doch ene met ...

 

quillt plärrend aus alten Boxen.

 

 

Rauchverzerrte Töne,

 

aufgefangen von leeren Mündern.

 

 

Und die Einsamkeit lächelt sich

 

goldgelb in leere Gläser.


Stadtgeflüster

Schlaglöcher treten nach mir

 

während schmutzige Gardinen,

 

die aus grauen Löchern starren,

 

mich höhnisch angrinsen.

 

 

 

Grün, gelb, rot,

 

die Lichter quälen den Asphalt.

 

Die Absätze sind gebrochen,

 

wie die Gedanken an dich.

 

 

 

Gescheitert, im Schwanengesang

 

einer lauen Sommernacht.

 

 

 

Kismet, denke ich trotzig

 

und hole den Lippenstift

 

aus meiner Tasche.


Hunger

Semmel bröseln,

 

weil die Eingangstüre quietscht.

 

Sattgeruch zerrt an den Magenwänden,

 

während Hände gleichsam krampfen.

 

 

Ein Euro klimpert nicht.

 

 

Aus dem hinteren Regal

 

nickt stumm ein altes Brot.

 

Die Fliege auf dem Kuchenblech

 

stört sich nicht daran.

 

 

Sie surrt und taucht

 

den Rüssel in den Bienenstich.


neonreigen

Lichtgaukler spiegeln

 

sich in die Leere

 

grauer Riesen.

 

Schlagen Worte

 

kunstvoll

 

auf den Asphalt.

 

Walk of fame

 

durch aufgeplatzte Neonröhren.

 

Nur der Himmel weiß,

 

dass niemand je

 

seine Sterne berühren wird.


Auf der anderen Seite des Flusses

Gierig nagen Ratten

 

an der Pizzaschachtel.

 

Leben den Gestank

 

absurder Normalität.

 

Kein Schatten bricht sich

 

in dieser lichtlosen Welt.

 

Und zwischen Mülltonnen und Alditüten

 

atmet ein Mensch Hoffnung,

 

in schnapsgeschwängerten Träumen.


Im Taxi

Autoscheiben leicht getönt

 

lassen Mond in blau erscheinen.

 

Formvollendet steht das blanke Rund

 

mehr als erhaben,

 

fast majestätisch schon

 

über meiner Stadt.

 

 

 

Es lockt der Schlaf,

 

doch bindet Blick

 

mir das Ersehnte.

 

 

 

Das Farbenspiel der Ampeln,

 

Leuchtspuren auf dem Regennass

 

schwarzem Asphalts.

 

 

 

Durch leises Motorrauschen

 

hör ich das stete Klacken

 

des Taxameters.

 

Ab und an streift mich

 

der Blick des Fahrers

 

und Worte, unausgesprochen,

 

hängen in der Luft.

 

 

 

Wozu auch reden,

 

zwei Fremde in der Nacht,

 

die nur durch Zufall

 

nebeneinander sitzen.

 

 

 

Und den selben

 

blauen Mond betrachten.


Heimfahrt

Sinnentleertes Gewäsch,

 

unaufhörlich plappernder Mäuler,

 

kriecht auf breiten Pfaden in den Geist.

 

Zulassung wohl nur als Säuerungsmittel,

 

um lizensfrei breiten Massen

 

zur Verfügung zu stehen.

 

 

 

Sodbrennen des eigenen Gedankenstromes

 

verhindert durchgehenden Fluss.

 

Selbst das Sammelbecken,

 

sonst reichgefüllt, rebelliert.

 

 

Geruchsneutralität mehr wohl

 

ein Werbegag.

 

Die eigene Aufnahmefähigkeit

 

ist längst überschritten.

 

 

 

Dumpf brütet der Geist,

 

während eine monotone Stimme

 

von zweifelhaftem Geschlecht,

 

in ungezählten Wiederholungen erklärt,

 

dass sich des Menschen Himmelreich

 

nur hinter dem rechten Ausstieg befindet.